BERLIN ALS WASSERSTADT UND STADT DER BRÜCKEN

AMSTERDAM HAT SEINE GRACHTEN, VENEDIG SEINE BRÜCKEN UND KANÄLE. UND BERLIN?
Fast 59 Quadratkilometer ergeben in Summe die Wasserflächen in Berlin. Das sind 6,6 Prozent der Gesamtfläche. Berlin ist mit den Flüssen Spree, Havel, Dahme, seinen Kanälen, Bächen und Seen eine Wasserstadt
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BERLINS GRÖSSTER SEE

liegt im Osten. Auf rund 7,6 Quadratkilometer Wasseroberfläche bringt es der Große Müggelsee. Fast acht Meter geht es an der tiefsten Stelle hinunter. Gleich mehrere Strandbäder sowie die enorme Fläche machen den Müggelsee zu einem beliebten Ausflugsziel. Schwimmen, Segeln, Surfen und – in gekennzeichneten Fahrrinnen – das Fahren von Motorsportbooten sind möglich. Wer selbst nicht im Besitz eines Bootes ist, kann an den Verleihstationen ein Gefährt mieten. Die Bandbreite reicht vom Kanu bis zum Motorboot.

STADT DER BRÜCKEN

Das Statistikportal Statista nennt Berlin mit 960 Brücken (Stand 2016) nach Hamburg, Wien und Amsterdam bei der Aufzählung der brückenreichsten Städte Europas an vierter Stelle – noch vor Venedig. Die älteste noch erhaltene Brücke ist die Jungfernbrücke. 1798 gebaut, überspannt sie den Kupfergraben in Mitte. Eine der markantesten dürfte die Oberbaumbrücke sein, die seit 1896 Kreuzberg und Friedrichshain verbindet – errichtet im neugotischen Stil.
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BAD MIT TRADITION

Die Dame mit dem rüschenverzierten Badeanzug wirft dem Betrachter eine Kusshand zu: „Seebad Wannsee“ steht auf der Postkarte aus den Anfangsjahren der Badestelle. 1907 wurde dort ein rund 200 Meter langer Uferstreifen offiziell als öffentliche Badestelle ausgewiesen. Heute gilt das Strandbad Wannsee als Europas größtes Binnenseebad. Im Norden komplettiert der Tegeler See (4,6 Quadratkilometer, 34 Meter tief) die Liste der Superlative in der Wasserstadt Berlin.

AUSGEZEICHNETE WASSERQUALITÄT

Ob das Baden gesundheitlich bedenkenlos möglich ist, entscheidet das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo). Während der Badesaison lässt es im 14-tägigen Turnus die Wasserqualität an den 39 offiziellen Badestellen überprüfen. „Wir haben erste Untersuchungen bereits Ende April abgeschlossen“, sagt Silvia Kostner vom LAGeSo. „Demnach ist das Baden an allen ausgewiesenen Badestellen uneingeschränkt möglich.“ Infos zur Qualität gibt es auf der Seite www.badegewaesser-berlin.de.
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HÄTTEN SIE ES GEWUSST?

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Rund 115 Liter Trinkwasser nutzt jeder Berliner im Durchschnitt pro Tag
– 40 Prozent für die Körperpflege, 31 Prozent für die Toilettenspülung, 14 für das Waschen und Geschirrspülen und fünf Prozent für Essen und Trinken. Bleiben noch zehn Prozent für den individuellen Nutzen – z. B. fürs Blumengießen.
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Berliner Trinkwasser ist Grundwasser.
Die Vorkommen haben sich in mehr als 10.000 Jahre alten Tiefenschichten gebildet. Rund 650 Brunnen fördern das Grundwasser aus Tiefen zwischen 30 und 140 Metern zu den Wasserwerken, wo es zum Trinkwasser aufbereitet wird.
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Insgesamt sind 221 Quadratkilometer



etwa ein Viertel der Berliner Stadtfläche – als Wasserschutzgebiete ausgewiesen.
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Erfrischung zwischendurch:
Rund 90 Trinkwasserbrunnen


wurden im Berliner Stadtgebiet aufgestellt (Stand Ende April 2019).
Quelle: BWB

STRANDPERLE DES WEDDINGS

Das historische Strandbad am Plötzensee ist nach langer Pause seit Ende Mai wieder geöffnet. Die neuen Pächter haben viel Geld und Arbeit investiert, um ihm wieder zu altem Glanz zu verhelfen
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Der Anfang war ein wenig holprig. Denn Ende Mai, zur Wiedereröffnung des Strandbads Plötzensee, fehlte es am wichtigsten – dem Badewetter. Einige Hundert Unerschrockene waren trotz des bedeckten Himmels gekommen: die Ausdauerschwimmer, ein paar Stand-up-Paddler und viele neugierige Nachbarn, die sehen wollten, was nach der Renovierung aus der „Strand-Perle des Weddings“ geworden ist. Nach mehr als zehn Jahren leuchtet die Perle wieder. Jetzt, fast zwei Wochen nach Eröffnung, umso mehr, weil nun auch der Sommer mitspielt und die Badegäste da sind. Die sanierten Backsteinbauten des historischen Bades lassen die 20 er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wiederaufleben, als das geliebte Freibad am Plötzensee bis zu 40.000 Gäste an heißen Tagen empfing.

Ganz so viele waren es noch nicht, immerhin 5.000 Besucher kamen nun am ersten heißen Wochenende. Michel Verhoeven, der Geschäftsführer der Nordufer GmbH, die das Strandbad betreibt, ist zufrieden, dass sich die aufwendige Sanierung gelohnt hat: „Mehr als 30 Container Müll und Schrott haben wir aus dem Gelände geholt, den Strand komplett gereinigt und neu aufgeschüttet und natürlich die Gebäude und Sanitäranlagen wieder in Stand gesetzt.“ Viele Freiwillige aus dem Kiez und Mitglieder der Schwimmvereine haben sich bei den Aufräumarbeiten engagiert. Sie freuen sich, dass sie hier wieder baden und trainieren können. Auch Taucher, die Elektroschrott aus dem See bargen, und ein Amphibienfahrzeug zur Entschlammung des Seegrunds kamen bei der Sanierung zum Einsatz.

Neue Pächter: Šemsa Bostandzija und Michel Verhoeven.
Neue Pächter: Šemsa Bostandzija und Michel Verhoeven.
Die neuen Pächter planen, knapp eine Million Euro ins Projekt zu investieren: Michel Verhoeven, Šemsa Bostandzija und Katharina Zahn haben neben der Sanierung der Badestellen und der historischen Gebäude einiges mit dem Strandbad vor. Auch Sportveranstaltungen, Firmenfeiern oder Hochzeiten sollen hier stattfinden können. Zur täglichen kulinarischen Versorgung kommen wechselnde Foodtrucks zum Einsatz, die Pizza, Burger oder Vegetarisches anbieten. Es soll auch mal Musikevents im Strandbad geben, „Entspanntes Day-Clubbing“, wie Verhoeven sagt, auf keinen Fall aber laute nächtliche Events. Bereits im Vorfeld habe man deshalb mit Anwohnerinitiativen gesprochen. „Wir wollten wissen, was sich die Menschen im Kiez von ihrem Strandbad erwarten“, sagt Michel Verhoeven, „die Anregungen aus der Anwohnerversammlung haben wir versucht, in unserem Konzept umzusetzen.“ So gibt es zum Beispiel nun auch getrennte Bereiche, wo Familien mit Kindern baden können.

Was viele Badegästenichtwissen: Der Plötzensee ist Landschaftsschutzgebiet. Die Anlage soll deshalb vor allem nachhaltig betrieben werden, Umweltschutz, erneuerbarer Strom und der Schutz des Seeufers stehen dabei im Vordergrund. Es gibt genügend Mülleimer, Biotope für Pflanzen und Insekten wurden auf dem Gelände angelegt. Das Wildbaden an der geschützten Uferböschung, das in den vergangenen Jahren gang und gäbe war, soll ein Ende haben. Dafür wurden großzügige Badezonen am fast 300 Meter breiten Strand eingerichtet. Auch spezielle Bahnen für Leistungsschwimmer sind ausgewiesen und für die Sicherheit der Badenden ist gesorgt: Festangestellte Rettungsschwimmer überwachen den Badebetrieb, sie stammen fast alle vom befreundeten Schwimmclub 1001, der sich aktiv an der Sanierung beteiligte.
Michael Pöppl
Strandbad Plötzensee
Mo – Fr: 9 – 20 Uhr; Sa – So: 9 – 22 Uhr
Eintritt: 5,50 Euro Erwachsene
www.berlinerbaeder.de
FOTOS iStock, photocase, Kai-Uwe Heinrich

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